Ein fast vergessenes Gewächs mit besonderen Fähigkeiten: Im Biosphärenpark Nockberge im Süden von Österreich wird der Speik so wie vor Jahrhunderten noch geerntet.
Der Speik oder Speick, auch bekannt als „Valeriana celtica“, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Baldriane in der Unterfamilie der Baldriangewächse. Die Pflanze erfreut sich besonders aufgrund ihrer ausgleichenden Wirkung an großer Beliebtheit.
Während der Blütezeit von Anfang Juli bis Ende September können Sie sich bei einer Wanderung auf die Spuren der Speikpflanze begeben – mit etwas Glück entdecken Sie das unscheinbare Pflänzchen auf den Almen des Biosphärenparks.
Das Baldriangewächs wirkt beruhigend auf das zentrale Nervensystem und zugleich anregend auf das vegetative Nervensystem. Er entspannt, ohne jedoch müde zu machen und belebt dadurch Körper und Geist. Wenn Sie die kleine getrocknete Speikpflanze näher betrachten, dann können Sie sich wahrscheinlich nur schwer vorstellen, dass dieses schmächtige grüne Gewächs mit seinen zierlichen gelben Blüten so viele Stärken verbirgt und einst ein begehrtes und kostbares Gut war. Aber wie sagt man so schön – klein aber oho!
Schon vor 2500 Jahren schätzte man vor allem in Ägypten und im Orient den Speik aufgrund seines intensiven und aromatischen Geruchs und der besonderen Fähigkeiten in der Kosmetik.
In Nordafrika und in Europa badeten die Menschen mit Speik und parfümierten sich damit, Bräute wurden vor der Hochzeit sogar mit Speik eingerieben.
Nach und nach geriet die unscheinbare Heilpflanze allerdings in Vergessenheit, bis Sie Walter Rau „wieder entdeckte“ und 1928 die deutsche Firma „SPEICK Naturkosmetik“ gründete.
Aus einer Idee, Faszination und Vision kreierte Rau ein einzigartiges Produkt: die „Speick Seife“. Diese natürliche, hautmilde Seife ist eine kosmetische Revolution – da sie der Körperpflege und nicht der Reinigung dient. Die Firma ist weltweit, die einzige die Speikprodukte herstellen darf und sich auch für die Schreibweise „Speick“ entschieden hat. Heute wird der Speik nicht nur mehr ausschließlich für die Herstellung der Speick Seife hergenommen, sondern findet seine Verwendung in einer großen Auswahl an Naturkosmetikprodukten von Seife über Lotion, Öle, Masken bis hin zu Sonnenschutz.
Seit 1936 steht der Speik unter Naturschutz, um die seltene Pflanze nach jahrhundertlangem Raubbau vor der Ausrottung zu schützen. Heute darf Speik nur noch im Biosphärenpark Nockberge in der Region Bad Kleinkirchheim geerntet werden, hier finden Sie die idealen Speikböden vor.
Lediglich zwei Bergbauern, Familie Huber und Familie Steiner, teilen sich die Konzession. Für die Bergbauernfamilien aus Kärnten auf rund 1600 m Höhe in den Nockbergen ist der Speik nur ein kleiner Nebenverdienst, die Arbeit ist allerdings mühsam.
Einfach ausgegraben werden kann das Baldriangewächs aber nicht. Mit einer speziellen Kralle wird der Speik samt seinen Wurzeln sorgsam aus dem Boden gezogen. Dazu brauchen Sie allerdings ein geübtes Auge, denn für einen Laien ist der Speik im Boden kaum erkennbar.
Mehr als ein Kilo Speik ist an einem Arbeitstag nicht zu schaffen. Was geerntet wird, kommt anschließend in den alten Troadkasten neben dem Bauernhaus und wird zum Trocknen auf spezielle Holzbalken gelegt und regelmäßig gewendet. Der intensive Geruch des Speiks verleiht dem Troadkasten eine ganz spezielle Duftnote. Drei Wochen dauert es, bis der Speik fertig für die Verarbeitung ist und von den Mitarbeitern der Firma SPEICK abgeholt wird.
Die Erntemenge ist auf maximal 25 Kilo pro Saison limitiert und wird von der Biosphärenpark-Verwaltung kontrolliert. Zunächst hört sich die Menge gering an, aber für die Seifen und Öle braucht es nur sehr wenig von der intensiv duftenden Pflanze. Dem Speik-Bestand schadet die Ernte nicht, im Gegenteil, maßvoll geerntet hat das für den Fortbestand der Pflanze sogar eine positive Wirkung, wie eine wissenschaftliche Untersuchung der Universität für Bodenkultur in Wien ergab.